Skandale und Skandälchen in Erzhausen

Wer in der letzten Zeit die Leserbriefe im Erzhäuser Anzeiger verfolgt hat, könnte glauben, unsere Gemeinde würde von einem Skandal zum nächsten wanken. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich mancher „Skandal“ als „Skandälchen“ oder schlichtweg als Falschinformation. Drei Beispiele:

Die Hecke

Der Platz an der Annastraße gegenüber dem Seniorenzentrum soll umgestaltet werden, so dass der Aufenthaltswert und der ökologische Wert des Platzes verbessert werden. Dies hat die Gemeindevertretung mit der deutlichen Mehrheit von 19 zu 5 Stimmen beschlossen. In der Umsetzung wurden einige Büsche und die im Erzhäuser Anzeiger und auf Facebook diskutierte Hecke entfernt, um Platz für eine insektenfreundliche und klimataugliche Bepflanzung zu schaffen. Kahle Flächen sehen nicht schön aus, aber es wächst wieder – auch schnell, wie jeder Gärtner weiß. Die besagte Hecke haben Anwohner auf Gemeindegrund gepflanzt, ohne die Verwaltung zu informieren – das ist nirgendwo erlaubt, auch nicht in Erzhausen. Das sind die Fakten. Wer darin einen Skandal sehen will, mag das gerne tun. Die Erzhäuser GRÜNEN tun das nicht und sind für die Aufwertung des Platzes an der Annastraße.

Der Seniorenbeirat

Die SPD hat in der Gemeindevertretung einen Antrag zur Gründung eines Seniorenbeirats gestellt. Die Erzhäuser GRÜNEN haben großteils dagegen gestimmt. Ein wichtiger Grund der Ablehnung liegt in der Zusammensetzung unseres Parlaments. Dort und im Gemeindevorstand sitzen insgesamt 32 Personen, von denen 14 einem Seniorenbeirat angehören könnten. Auch die Bürgermeisterin und der Verfasser dieser Zeilen gehören dazu. Jede und jeder dieser älteren Mitglieder – und natürlich auch Jüngere – haben das Recht, Anträge zu stellen, die Senioren betreffen. Jeweils mit guter Chance für eine Mehrheit. Es ist in Erzhausen deshalb nicht nötig, ein weiteres Gremium zu schaffen. Das Leben im Alter ist ohnehin ein zentrales Themenfeld für die Erzhäuser GRÜNEN.

Die Ausgleichsflächen

Bei den Ausgleichsflächen Leimenäcker/Bensensee handelt es sich um einen Geländestreifen von ca. 5000 qm, der bei der Bebauung vor ca. 20 Jahren als Streuobstwiese eingeplant wurde. Durch diese Festlegung hat sich die Gemeinde gesetzlich verpflichtet, dort einen ökologischen Ausgleich herzustellen. Die Flächen wurden stückweise und kostenlos auf Wunsch der jeweiligen Anlieger deren Parzellen zugeordnet und – als vertragliche Gegenleistung – zur Pflege überlassen. Die Grundstücke sind weiterhin Gemeindeeigentum. Ein Teil der Anlieger stellte die vorgesehene Streuobstwiese her, ein anderer Teil gestaltete die Fläche nach eigenen Vorstellungen, ohne den Bebauungsplan zu beachten. Dies ist das eigentliche Problem, denn ein Bebauungsplan ist das vom Gemeindeparlament beschlossene Ortsrecht. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, beschloss die Gemeindevertretung Ende 2020, sämtliche Null-Euro-Pachtverträge zu kündigen und die Verantwortung für die Ausgleichsfläche wieder an die Gemeinde zurückzugeben. Das ist geschehen und gefällt den betroffenen Anliegern nicht. Es ändert aber nichts an der Verpflichtung der Gemeinde, für eine Ausgleichsfläche zu sorgen. Deshalb wird das weitere Vorgehen aktuell beraten. Es kann eine Streuobstwiese entstehen oder eine Blühwiese, die heutzutage ökologisch höher bewertet wird. Letzeres würde aber wohl teurer, denn dazu muss der Bebauungsplan geändert und die ökologische Bewertung erneuert werden. Jede Lösung auf so umfangreicher Fläche kostet Geld. Es wird eine Investitionssumme von ca. 120.000 Euro geschätzt. Die Beratungen finden öffentlich im Bau- Verkehrs- und Umweltausschuss statt, der regelmäßig im Bürgerhaus tagt. Schauen Sie doch einfach mal vorbei, denn Sie erfahren dort mehr als aus allen „Skandal“-Leserbriefen zusammen.

Abschließend: Wir stehen in Erzhausen vor ernsten Problemen. Die Finanzen der Gemeinde sind angespannt. Die interkommunale Zusammenarbeit – ein wichtiges Element, um die Finanz- und Verwaltungsstruktur der Gemeinde zu verbessern – kommt nicht voran. Der Klimawandel wird mit heißen Sommern und starken Unwettern nicht nachlassen. Überall müssen wir viel mehr tun! Der Zusammenhalt in der Gemeinde muss noch stärker werden, um den Sorgen und Nöten in einer wachsenden Gemeinde Herr zu werden. Den gemeinwohlorientierten Organisationen in Erzhausen – wie AWO, VDK, DRK und Feuerwehr, um nur einige zu nennen – fehlen Mitglieder. Erzhausen bietet viele Möglichkeiten, um zu helfen, zu unterstützen oder sich politisch zu engagieren. All das hilft viel mehr, als sich darüber aufzuregen, dass eine Hecke durch Büsche ersetzt wird.

Engagieren Sie sich! Machen Sie mit! Erzhausen hat das verdient.

Klaus Süllow für Bündnis 90 / DIE GRÜNEN Erzhausen

1 Kommentar

  1. kraft

    liebe ortsgrüne,
    gerne und interessiert habe ich die infos zu den 3 themen hecke, seniorenbeirat und ausgleichsflächen gelesen. wobei ich mir wünsche, dass die ausgleichsflächen leimenäcker konsequent dem privaten „zugriff“/nutzungsinteressen entzogen bleiben. bei mir ist schon der eindruck, da ist „die messe noch nicht gelesen“.
    wie wäre es denn, diese themen auch im „erzhäuser anzeiger“ entsprechend (meint: für weniger den grünen zugeneigte leserInnen „verständlich“ zu sein) zu publizieren?

    Antworten

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